Sonja

Berlin

Franzi

München

„Der Staat nimmt sich heraus, zu behaupten, dass das nicht ihr Kind ist. Das ist unglaublich verletzend.“

ZZZ

Unser Interview hat ein Ziel: Normalität neu definieren – Teil 1

Vom Beginn einer lesbischen Liebe bis zur Samenspende und viele gesellschaftliche Hindernisse, die heterosexuelle Paare nie überwinden müssen.

Anna und Hanna mit ihrer zauberhaften vier Monate jungen Tochter sind Berliner Kundinnen der Windelei. Sie lassen uns in ihre lesbische Beziehung hineinschnuppern. Dass unsere Fragen notwendigerweise privat sind, liegt auf der Hand. Aber es gibt ja eben eine politische Dimension des Privaten und um die geht es. So beschrieb es Anna noch bevor sie die Fragen beantwortete.

Windelei: Liebe Anna, liebe Hanna, erzählt doch bitte kurz wie habt ihr euch kennengelernt und wie lange seid ihr schon zusammen?

Anna: Wir haben uns, geradezu altmodisch, in einer Bar kennen gelernt. Das war im „August Fengler“, eine von diesen Berliner Kneipen, in denen es vorne einen Tresen gibt und hinten eine winzige Tanzfläche und die eigentlich nichts Besonderes an sich hat. Dort landet man, wenn einem gerade das Portemonnaie geklaut wurde und man einen Schnaps braucht oder man am Vortag verlassen wurde und nicht so recht weiß, wohin mit sich. Jedenfalls geht man hinein, trinkt drei Bier und wenn man wieder rauskommt ist es 5 Uhr morgens und man hat keine Ahnung wo die Zeit hin ist.
So haben wir uns kennengelernt, Ostern 2009. Zusammengekommen sind wir erst später. Aber das ist eine längere Geschichte, die heben wir uns für nach drei Bier auf.

Windelei: Ihr seid verheiratet, oder?

Anna: Verheiratet sind wir seit 2018. Der Anstoß dafür war die Entscheidung für ein gemeinsames Kind. Die rechtliche Lage machte die Heirat notwendig, weil ich ansonsten keine Möglichkeit gehabt hätte, Hannas zukünftiges Kind zu adoptieren. Mittlerweile hat sich die rechtliche Lage geändert. Stiefkindadoptionen sind jetzt auch ohne Eheschein möglich. Unsere Hochzeitsfeier war jedenfalls so wunderschön, dass wir sie um nichts missen wollten, Gesetze hin oder her.

Windelei: Wusstet ihr von Anfang an, dass ihr eine Familie gründen möchtet oder wie seid ihr der Überlegung begegnet?

Anna: Ich hatte weder Kinder noch Heirat wirklich in meinem Lebensentwurf. Das hing auch mit meiner Sexualität zusammen. Für mich bedeutete Homosexualität ein radikales Anderssein, Heirat und Kinder passten nicht in dieses Bild. Vorbilder, die lesbische Homosexualität mit Familienleben verbanden, kannte ich nicht. Ich wusste aber von Anfang an, dass Hanna eine Familie will. Sie hatte etwas Überzeugungsarbeit zu leisten.

Hanna: Ich wollte schon immer Kinder. Und ich hatte auch große Lust, schwanger zu sein. Ich finde es so absolut großartig, dass der weibliche Körper das kann, dass ich das unbedingt erleben wollte. Als ich dann mit Mitte 20 entdeckt habe, dass ich auch Frauen liebe, habe ich mich als erstes durch die unterschiedlichen Möglichkeiten der Familiengründung gegoogelt, wenn die Beziehung kein Sperma produzieren kann.

Windelei: Habt ihr besprochen ob ihr beide eine Schwangerschaft erleben möchtet?

Anna: Ich hatte sehr lange ein schwieriges Verhältnis zu meinem weiblichen Körper und auch wenn sich das mittlerweile geändert hat, eine schwangere Frau werde ich nie sein.

Windelei: Wusste jede von euch schon vor eurer Beziehung, dass sie mal ein Kind haben möchte?

Anna: Mit Mitte zwanzig hörte ich in einem Café einer Unterhaltung zwischen zwei lesbischen Frauen zu. Sie waren ungefähr zwanzig Jahre älter als ich. Das Gespräch drehte sich um die gleichen Themen, wie sie mein aktuelles Leben bestimmten und ich habe mich gefragt, ob das anders wäre, wenn sie Kinder hätten. Das hat mir zu denken gegeben. Ich hatte die Vermutung, ein Kind würde eine andere Perspektive als die Ich-zentrierte mitbringen, was mir gut erschien. Von diesem Gedanken war es trotzdem noch weit bis zu einem konkreten Kinderwunsch und ohne Hanna hätte ich vielleicht nie ein Kind bekommen.

Windelei: Ok, also der Kinderwunsch war dann irgendwann geweckt. Jetzt musste noch geklärt werden, auf welchem Weg Hanna schwanger werden sollte. Welche Möglichkeiten habt ihr für euch in Betracht gezogen bzw. wieder fallen gelassen?

Anna: Es gibt viele Möglichkeiten an Sperma zu kommen. Grundsätzlich gibt es zwei Optionen: privat oder mit Samenbank.
Eine private Spende hat den biologischen Vorteil, dass das Sperma frisch ist, was die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöht. Nicht allzu selten, zum Beispiel, bieten einem heterosexuelle Männer aus dem Freundeskreis ihre Hilfe an. Das führt dann gerne zu merkwürdigen Situationen, denn wie sagt man seinem guten Freund, dass man ihn zwar sehr mag, aber sein Sperma lieber nicht möchte? Genauso gut kann es sein, dass man jemanden kennt, den man sich als Spender gut vorstellen kann, aber zu welcher Gelegenheit ist eine solche Frage angemessen? Die Suche nach Spendern im Internet ist in dieser Hinsicht einfacher.

Windelei: Gibt es noch andere Nachteile bei privaten Spendern?

Anna: Es gibt einen rechtlichen Nachteil: Ein privater Spender kann das mit seinem Sperma gezeugte Kind erst acht Wochen nach dessen Geburt zur Adoption freigeben. Ohne die Freigabe kann die Co-Mutter das Kind nicht adoptieren. Es besteht also das Risiko, das Sorgerecht für das gemeinsame Kind nicht zu bekommen, sollte der Spender seine Meinung ändern und die Vaterschaft doch anerkennen lassen. Mich hat diese Möglichkeit sehr beunruhigt, weshalb ich es von Anfang an lieber mit einer Samenbank versuchen wollte.

Windelei: Ok, also war für euch klar, dass der Samen von einer Samenbank stammen wird?

Anna: Ja. Der rechtliche Vorteil bei der Samenbank ist, dass die Spende dort anonym ist, es also für den Spender keine Möglichkeit gibt eine Vaterschaft einzufordern. Biologisch allerdings ist die Samenbank nicht die beste Option, denn das Sperma wird in gefrorenem Zustand aufbewahrt. Durch das Einfrieren und Auftauen bekommt es leider einen Hau weg – bei weitem nicht alle Spermien überleben die Prozedur. Außerdem ist eine solche Behandlung recht teuer. Neben den Kosten für das Sperma müssen Transport und Lagerung sowie ÄrztInnen für Insemination oder In-Vitro-Fertilisation bezahlt werden.

Windelei: Gibt es Auswirkungen in welcher Art von Beziehung die zu befruchtende Frau gerade lebt?

Anna: Ob die zu befruchtende Frau in einer hetero- oder homosexuellen Beziehung steckt oder alleinerziehend ist, spielt für die Behandlung selbst keine Rolle. Es bedeutet aber unter Umständen höhere Kosten oder einen anderen rechtlichen Aufwand. Krankenkassen zahlen Kinderwunschbehandlungen unter ganz bestimmten Umständen: Paare müssen theoretisch in der Lage sein miteinander Kinder zu zeugen. Das schließt lesbische Paare und alleinstehende Frauen von vornherein aus, aber nicht nur diese. Denn auch heterosexuelle Paare, bei denen die Frau etwa zu alt ist (Richtwert 42 Jahre) oder der Mann vollständig unfruchtbar, bekommen keine finanzielle Unterstützung. Nur Paare, deren Eizellen und Spermien mit technischen Mitteln irgendwie zur Fortpflanzung verwendet werden können, können sich die Behandlung bezahlen lassen. Die zugrundeliegende Logik ist mir unklar, denn günstiger ist die Behandlung deswegen nicht unbedingt.

Windelei: Also ihr musstet die komplette Befruchtung selber zahlen. Gibt es sonst noch Fallstricke, um in einer Frauenbeziehung schwanger zu werden?

Anna: Oh ja. Nehmen wir noch den Besuch beim Notar. Den müssen alleinstehende Frauen und lesbische Paare machen, bevor sie Sperma von der Samenbank bekommen. Das ist jetzt ein bisschen kompliziert, aber ich versuche es knapp zu erklären:
Ein Kind, das in eine heterosexuelle Ehe hineingeboren wird, ist automatisch das Kind beider Eheleute. Das ist auch dann der Fall, wenn einer oder beide transsexuell sind. Wichtig ist der Geschlechtseintrag im Personalausweis. Mit dem zugestandenen Sorgerecht sind beide unterhaltspflichtig.

Ein Kind, das mittels Samenspende in eine lesbische Ehe oder einer alleinstehenden Frau geboren wird, hat rechtlich erst einmal nur einen Elternteil – die Frau, die es geboren hat. Damit ein solches Kind nicht benachteiligt wird, steht ihm rechtlich eine zweite unterhaltspflichtige Person zu. Nun ist aber offen, wer diese zweite Person ist, denn der Spender kann hierfür nicht herangezogen werden. Das bringt Samenbank und Kinderwunschklinik selbst in Gefahr unterhaltspflichtig zu werden, denn diese haben die Frau ja befruchtet. Um sich vor Unterhaltsansprüchen zu schützen, wurde von mir daher eine notarielle Beglaubigung verlangt, in der ich versichere, den gegebenenfalls anfallenden Unterhalt zu übernehmen. Eine alleinstehende Frau müsste einen Bürgen oder eine Bürgin hierfür finden. Eine solche Beglaubigung ist nicht wahnsinnig aufwändig, aber bedeutet doch einen finanziellen und zeitlichen Mehraufwand, den heterosexuelle Paare nicht haben.

Die rechtliche Lage ändert sich immer mal wieder. Ich denke, dass die Möglichkeit zur Anerkennung der Elternschaft vor der Geburt eine Lösung wäre.

Windelei: Neben dem Unterschied zu heterosexuellen Paaren zum Notar zu gehen bevor die Befruchtung stattfindet gab es noch weitere Besonderheiten aufgrund eurer lesbischen Beziehung?

Hanna: Unsere Kinderwunschklinik hat sich dann auch noch abgesichert, in dem sie einen Besuch bei einer Psychologin vorgeschrieben hat, die in einem Gespräch „geprüft“ hat, ob wir uns das auch gut überlegt haben mit dem Kind. Das war kein schlimmer Termin, aber lästig, und wir hatten außerdem das Gefühl, dass die Therapeutin ein größeres Problem mit unserer Konstellation hatte als wir. Sie hat uns mehrfach Lösungen für Probleme angeboten, die wir gar nicht hatten.

strong>Windelei: Seid ihr nun beide automatisch als Mütter eingetragen oder wie ging der Prozess nach der Geburt weiter, damit ihr eine komplette Familie seid?

Anna: Bislang ist nur Hanna als rechtliche Mutter eingetragen. Ich muss unser Kind adoptieren, obwohl wir verheiratet sind. Wäre ich ein Mann, wäre ich mit Geburt der rechtliche Vater, trotz Samenspende. Das bedeutet nicht nur für mich eine große Unsicherheit, sondern auch für unser Kind. Die Gesetzeslage ist klar diskriminierend und wird aus diesem Grund derzeit vor dem Verfassungsgericht verhandelt. Den Antrag auf Adoption kann man erst acht Wochen nach der Geburt des Kindes stellen. Meiner Meinung nach eine unnötige Verlängerung der Unsicherheit. Insgesamt fühle ich mich ziemlich gegängelt.

Windelei: Und was musst du für die Adoption noch alles vorlegen? Wohlgemerkt obwohl du schon beim Notar warst und dafür bezahlt hast, dass man dir glaubt, dass du für das Kind sorgen wirst?

Anna: Was viele nicht wissen, es ist nicht einheitlich geregelt, welche Unterlagen für eine Adoption vorgelegt werden müssen. Diese Entscheidung obliegt den jeweiligen Richter*innen. Wenn sie Lust haben, können sie von mir die vollständige Offenlegung meiner Finanzen, ein polizeiliches Führungszeugnis oder auch einen HIV-Test verlangen. Für manche Adoptionsfälle mag dies sinnvoll und gerechtfertigt sein, sicherlich war es das nach dem zweiten Weltkrieg als das Adoptionsrecht entstand. Für einen Fall wie unseren ist eine solche Durchleuchtung absolut unangemessen.

Hanna: Um das nochmal klar zu machen: Obwohl Anna von Anfang an in den Entscheidungsprozess ein Kind zu bekommen eingebunden war, sich von Anfang an für dieses Kind entschieden, mich den ganzen Weg durch Schwangerschaft und Geburt begleitet hat, muss sie es über sich ergehen lassen, dass das Jugendamt vorbeikommt – in manchen Fällen auch mehrfach – und ihre Beziehung zu unserem Kind hinterfragt. Sie hat das Kind im Arm gehalten, während ich nach der Geburt versorgt wurde, hat die Nächte durchgewacht, alle drei Stunden gewickelt, geht ein Jahr in Elternzeit, und der Staat nimmt sich heraus, zu behaupten, dass das nicht ihr Kind ist. Das ist unglaublich verletzend.

Windelei: Hattet ihr Mütter- oder Väterpartnerschaften in eurem Freundeskreis die diesen Weg schon gingen oder andere Beratungsstellen für Regenbogenfamilien?

Hanna: Wir kannten damals ein einziges Frauenpaar, das aktiv zusammen ein Kind bekommen hat. Bei anderen lesbischen Paaren mit Kindern aus dem Bekanntenkreis, hatte jeweils eine der Frauen die Kinder mit in die Beziehung gebracht.
Unsere Freundinnen haben uns viel über den Prozess berichtet, von falsch aufgetautem Sperma, was sie ein ganzes Jahr vergebliche Inseminationsversuche gekostet hatte, von Spermaübergaben auf Parkplätzen, weil der Spender nicht in derselben Stadt wohnte, und auch davon, dass man ein Jahr verheiratet sein muss, um den Adoptionsprozess anstoßen zu können. Bei letzterem stellte sich dann heraus, dass das nur für Bayern galt. In Berlin hätte man im Prinzip am Tag der Adoption heiraten können.
Wir waren auch im Regenbogenfamilienzentrum – danach hatten wir aber eher mehr Fragen als vorher.

Windelei: Was hat dieser technische Prozess in eine Familie zu starten mit eurer Beziehung, eurem Seelenleben gemacht?

Hanna: Ich habe es als sehr belastend empfunden, diesen sehr emotionalen und eigentlich intimen Vorgang, ein Kind zu zeugen, so technisch zu beschreiten. Auch dass dabei notgedrungen so viele andere Menschen involviert sind, fand ich anstrengend. Dazu kam, dass ich beruflich sehr viel reise, und es schwierig war, Phasen zu finden, in denen ich zwei Wochen am Stück in der Stadt war, die dann auch noch zu meinem Zyklus passten.
Ich war erstaunt, wie wenig die Kinderwunschkliniken auf den weiblichen Zyklus, der sich eben nicht an Wochenenden und Feierabende hält, eingestellt sind. Die haben ganz normale Öffnungszeiten und Wochenenden und Ferien. Außerdem hatte ich oft das Gefühl, ich rufe zu spät an, um noch einen Termin zu bekommen. Dabei es ist gar nicht möglich, Monitoring und Insemination weiter als höchstens 2 Wochen im Voraus zu planen.

Windelei: Welche praktischen Schwierigkeiten hast du irgendwie körperlich und seelisch auffangen müssen?

Hanna: Anfangs waren wir noch bei einer Samenbank, die immer nur eine Probe ausgeliefert hat, aber z.B. Freitags nur bis 12:00 Uhr. Wenn ich also Freitagmorgen Blut abnahm, um festzustellen, ob ich einen Eisprung habe, musste ich auf ein schnelles Ergebnis aus dem Labor hoffen. Die sagten dann einem Fahrer Bescheid, der die Probe aus der Samenbank abholen sollte. Aber es passierte auch, dass der dann aus irgendeinem Grund zu spät war und so war die Samenbank schon zu und damit wieder ein ganzer Monat mentale Vorbereitung in einem einzigen, nicht von uns beeinflussbarem Moment vorbei. Das hat mich fertig gemacht. Man hat ja nur einen Versuch pro Monat, und bei mir war es dann eben auch oft so, dass ich schon wusste, dass ich die nächsten Monate gar nicht da sein werde – das war so ein Stress, dass ich nach anderthalb Jahren erst mal sechs Monate Pause machen musste.

Hinzu kam die psychische Belastung wenn ich meine Tage bekam. Also zunächst einmal zwei Wochen banges Warten erdulden nach der Insemination. Und dann setzt die Menstruation ein und zeigt klar, dass es wieder nicht geklappt hat. Dann wollte ich eigentlich nur weinen, aber, ich musste sofort Leute anrufen, um den nächsten Versuch organisatorisch in Gang zu setzen. Es war so zermürbend, auch weil ich anstatt der Trauer wieder Hoffnung und Kraft aufbringen wollte und auch musste, um weiterzumachen.

Windelei: Und wie hat es dann doch geklappt, meinst du?

Hanna: Irgendwann haben wir die Samenbank gewechselt. So konnten wir Monitoring und Insemination in derselben Praxis machen lassen. Wir hatten so auch zum ersten Mal eine feste Ärztin, das hat sehr geholfen.
Aber alles in allem war das für mich eine sehr anstrengende Zeit.

Windelei: Wie erging es dir, Anna?

Anna: Für mich war es in vielerlei Hinsicht deutlich weniger belastend. Aber eine Sache war nicht ganz einfach: Weil ich nicht diejenige war, die schwanger werden sollte und ich auch nicht das Sperma liefern konnte, wurde ich oft nicht so stark einbezogen. Das hat sich in kleinen Dingen geäußert, zum Beispiel wenig Blickkontakt und Ansprache. Ich saß häufig neben Hanna und hatte das Gefühl ungesehen und nutzlos zu sein. Und das stimmt auf der biologischen Ebene, aber auf der emotionalen ist die Unterstützung der Partnerin/des Partners natürlich sehr wichtig. Das ist leider ein Punkt, der im technisch-medizinischen Ablauf wenig beachtet wird. Es führt dazu, dass PartnerInnen dahingehend nicht unbedingt unterstützt werden. Da bin ich aber vermutlich als Co-Mutter in einer ähnlichen Situation wie ein unfruchtbarer Mann.

Hier geht es weiter zu Teil 2- von der Schwangerschaft, über die Vaterrolle, Beziehungsmodellen und unaufgeregte Normalität für die Zukunft.

„Ist doch super, mit Mitte 20 schon Geschichten im Großmutterstil parat zu haben.“

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Aus der Blog-Serie „Elternsein und Elternwerden in Coronazeiten“:

Schwanger mit dem 1. Kind, kurz vor der Entbindung und das zu Corona-Zeit? Welche Sorgen umtreibt sie? Welche Gedanken macht sie sich? Wir haben uns in unserem Kundenkreis umgehört. Hier berichtet Jana, Schwanger im 10. Monat, Berlin-Moabit.

Windelei: Wir erleben gerade eine absolute Umkehr unseres Soziallebens – die wohl sogenannten „unsichere Zeiten“. Und du bekommst dein 1. Kind, Dein errechneter Geburtstermin war der 14.4. – wie fühlt sich die Situation an für dich?

Jana: Es ist wirklich verrückt, ausgerechnet in dieser Zeit ein Baby zu bekommen. Zwei Ereignisse, die mich manchmal überfordern und die ich noch nie zuvor erlebt habe, zeitgleich zu durchleben, ist ziemlich anspruchsvoll. Es ist aber wunderschön, zu bemerken, was für ein wahnsinnig tolles, aufmerksames Umfeld ich habe. Alle meine Freund*innen und auch viele Bekannte melden sich regelmäßig bei mir und bieten mir an, für mich einkaufen zu gehen oder fragen nach, wie sie mich unterstützen können. Die zwangsläufige Entschleunigung meines Alltags nun zum Ende der Schwangerschaft nehme ich tatsächlich als bereichernd war – ich glaube, ich komme so gerade mehr zur Ruhe als unter gewöhnlichen Umständen. Natürlich kommen mir manchmal auch Szenarien in den Kopf, wie ich völlig isoliert und hilflos mit einem Säugling in meiner Wohnung gefangen bin – dann versuche ich mir vorzustellen, wie wir in zehn Jahren erzählen können, was für schwere Zeiten das waren. Ist doch super, mit Mitte 20 schon Geschichten im Großmutterstil parat zu haben.

Humor mit dickem Bauch: Tiefbau(ch)
Passender Hintergrund im 10. Monat: „Tiefbau Bauch“.

Windelei: Wie gehst du derzeit mit dem Corona-Social-Distancing um? Welche Gedanken machst du dir wegen deines Kindes?

Jana: Ich nehme das social distancing sehr ernst. Solange es mir psychisch noch gut damit geht, möchte ich Kontakt meiden. Ich wohne aber in einer WG und ohne die würde ich ziemlich sicher jetzt etwas anderes sagen. Ich gehe auch jeden Tag alleine spazieren. Da ich ja weiß, dass ich in den nächsten Tagen in ein Krankenhaus gehen werden muss, käme es mir äußerst verantwortungslos vor, eventuell infiziert zu sein. Dass das Baby mit seinem kaum vorhandenen Immunsystem eine potentielle Infektion vielleicht doch nicht so gut weg steckt, wie es in den Medien behauptet wird, macht mir die größten Sorgen. Daher empfinde ich es als sinnvoll, diese Kontaktsperre auch nach der Geburt ernst zu nehmen, und gleichzeitig frage ich mich, ob sich dann für mich auf Dauer nicht ein Gefühl des Alleingelassen seins einstellt.

Windelei: Wie stellst du dir die Geburt und euer Wochenbett vor? Was hast du schon alles organisiert, was lässt du auf dich zukommen?

Jana: Meine hauptsächliche Organisation bestand eigentlich darin, mir selbst zu vermitteln, dass ich eh nichts organisieren kann. Ich habe Kleidung, Windeln und ein Tragetuch für das Baby – und noch mehr Sachen, natürlich, ich habe so viel geschenkt bekommen. Und ich habe einen leeren Terminkalender. Also ich bin bereit für schlaflose Nächte. Ich habe mir auch eine analoge Kamera gekauft – das war mir wichtig, dass man die Entwicklung des Babys zwar dokumentiert, aber nicht so überbordend, wie das schnell passiert, wenn man immer mit dem Handy fotografiert.

Die Geburt stelle ich mir gar nicht vor – die wird so, wie sie wird, und das ist dann auch okay. Für das Wochenbett ist mir am wichtigsten, dass ich ein frisch bezogenes Bett habe, wenn ich aus dem Krankenhaus komme. Alles andere wird sich ergeben.

Windelei: Du bist Alleinerziehend. Darauf konntest du dich schon mit der Schwangerschaft einstellen. Gibt es Dinge die Dir da vielleicht mehr Angst oder Gelassenheit bringen als in einer Partnerschaft?

Jana: Gelassenheit insofern, dass es mich mit Sicherheit sehr viel mehr stressen würde, mit einem Menschen zusammen zu sein, in den ich nicht verliebt bin – nur wegen des Kindes. Also im Kontext dieses konkreten Kindes mit diesem konkreten Mann gibt es keine andere Option als alleinerziehend. Wobei es ja auch zwei Formen von alleinerziehend gibt, getrennt erziehend oder eben, wenn wirklich nur ein Elternteil Verantwortung übernimmt. Da letzteres bei mir scheinbar der Fall sein wird, frage ich mich manchmal, wie das mit zunehmendem Begreifen des Kindes wohl werden wird – ich selbst kann sehr schlecht mit Ablehnung umgehen und denke, dass es besonders unbegreiflich und verletzend ist, wenn man vom eigenen leiblichen Vater abgelehnt wird, weil die Umstände unpassend sind, für die man selbst als Kind nun wirklich nicht verantwortlich ist.

„Ich kann eine Stunde Sport machen – ein Luxus, den ich vorher nicht hatte“

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Aus der Blog-Serie „Elternsein und -werden in Coronazeiten“:

Wie fühlt sich das Leben einer Familie mit Baby in dieser Corona-Zeit an? Welche Auswirkungen hat der Virus auf ihr Leben? Wie bekommen sie Kind, Beruf und Social Distancing organisiert? Wir haben uns in unserem Kundenkreis umgehört. Hier berichtet Christiane., Mama von sechs Monate altem Sohn aus Berlin-Köpenick.

Windelei: Eine neue Zeit lässt die Welt scheinbar stillstehen. Was hat sich mit dem Kontaktverbot und Social Distancing bei euch in der Familie geändert?

Christiane: Wir geniessen, dass jetzt auch der Papa zuhause ist. Obwohl er im Homeoffice sehr diszipliniert arbeitet, haben wir trotzdem mehr Zeit früeinander, jeden Tag ein gemeinsames Mittagessen und ich kann um 17.00 eine Stunde Sport machen – ein Luxus den ich vorher nicht hatte. Natürlich  sind die Babykurse und Mami-Treffs weggefallen, dafür sind mein Sohn und ich wieder sehr viel im Wald unterwegs. Das erinnert mich sehr an die allerserste Zeit nach dem Wochenbett. Auch kulinarisch hat sich einiges geändert: Wir bzw. ich koche täglich 2 mal frisch und probiere viele neue Rezepte aus, das macht uns allen richtig Spaß. Eingekauft wird nur noch alle 5-6 Tage, d.h. das Wochenmenü muss gut geplant werden.

Windelei: Gib uns einen kleinen Einblick in den Alltag mit deinem Kind. Wie verbringt ihr euren Tag?

Christiane: Wir stehen gegen 8 Uhr auf, ich mache mich und meinen Sohn fertig. Nach einem schnellen Obstsalat geht es mindstens eine Stunde in den Wald, denn der Vormittagsschlaf steht an und morgens sind noch nicht so viele Leute spazieren. Dann spielt mein Sohn ein bisschen auf seiner Matte/ unter seinem Spielbogen und ich koche Mittagessen. Nach dem gemeinsamen Essen gibt es einen Mittagsschlaf von ca. 1 h, danach wird gespielt und gekuschelt. 1 Mal in der Woche heize ich die Wohnung schön warm und wir machen PEKIP zuhause oder Babymassage. Um 17 Uhr ziehe ich mich für meinen Sport zurück, danach kochen und essen wir zusammen. Dann wird unser Sohn „bettfertig“ gemacht und wir haben noch 1-2 h für uns, bevor wir auch schalfen gehen.

Windelei: Wieviele Gedanken machst du dir um eure nahe und ferne Zukunft und speziell die deines Kindes. Hat sich da etwas geändert, seitdem Corona bei uns angekommen ist?

Christiane: Ich mache mir ein wenig Sorgen um meine berufliche Zukunft, da meine Branche immer sehr unter Wirtschaftskrisen leidet. Ansonsten versuche ich aktuelle Entscheidungen nicht von Dingen, die eventuell in der Zukunft passieren werden, beeinflussen zu lassen und mit meiner Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu bleiben. Bezogen auf unseren Sohn mache ich mir keine Sorgen.

Windelei: Was lässt dich positiv nach vorne schauen?

Christiane: Ich glaube sehr daran, dass diese Virus-Krise und noch weitere Ereignisse einen neuen Zeitabschnitt einläuten, in dem wir alle wieder ein bisschen zu uns kommen, uns auf unsere eigentlichen Skills und Wünsche besinnen, von unnötigen Konsum Abstand halten und den Egoismus in den Keller sperren.

„Die größte Angst der Frauen ist, dass die Partner nicht mit in den Kreißsaal dürfen.“

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Aus der Blog-Serie „Elternsein und Elternwerden in Coronazeiten“:

Traumberuf Hebamme: Babys in diese Welt hineinhelfen, Mütter und Eltern begleiten. Und jetzt: Abstand und gleichzeitig neue Ängste bei den Frauen besprechen. Wir haben uns in unserem Hebammenumfeld umgehört. Hier berichtet Hebamme Cornelia, besucht mal ihren Instagram-Account Frau Hebamme:

Windelei: Wie hat sich deine Arbeit verändert als freiberufiche Hebamme?

Cornelia: Meine Arbeit verändert sich derzeit extrem, unter anderem dürfen wir jetzt Telemedizin nutzen. Ich habe meinen Frauen eine Email geschrieben, dass sie sich einen bestimmten Videodienst herunterladen sollen, über den wir verschlüsselt in Kontakt bleiben können. Meine schwangeren Frauen versuche ich nach Möglichkeit nur noch darüber zu betreuen. Zum einen um mein persönliches Risiko zu minimieren, mich nicht anzustecken, zum anderen zum Schutz meiner Frauen, auch hier eine Weitergabe des Virus hier zu vermeiden. Meistens geht das auch, aber wenn ich merke, dass ein Treffen notwendig ist, weil ich einige Handgriffe an der Frau durchführen muss oder weil die Frauen bestimmte Therapien wie Kinesiotaping brauchen, fahre ich natürlich auch weiterhin raus.
Im frühen Wochenbett fahre ich natürlich zu meinen Frauen. Auch ihnen sage ich, dass sie Besuche stark einschränken sollen. Ich empfehle ihnen, dass nur noch die Eltern bei meinem Besuch anwesend sind und bitte 2m Abstand halten, wenn es möglich ist. Das geht natürlich nicht wenn ich die Mutter oder das Baby untersuche. Die Hygienevorschriften habe ich nochmal höher für mich selber gesetzt, als eh schonSo trage ich jetzt immer einen Mund-Nasen-Schutz beim Arbeiten und habe meine geliebte schöne Hebammentasche gegen eine leichter zu desinfizierende Plastikbox getauscht. 

Hebamme mit Mundschutz
Mit Mundschutz zur Mutter und Baby unterwegs

Wenn ich merke, dass nicht mehr so viele körperliche Untersuchungen notwendig sind, versuche ich auch die späten Wochenbetten auf Videotelefonie umzustellen. Außerdem habe ich allen meinen Frauen im Wochenbett gesagt, sie sollen sich eine Babywaage besorgen, weil ich auch für den Fall der Fälle, dass ich selber in Quarantäne muss, vorsorgen möchte. Sollte ich mich also infizieren, aber vielleicht nur leichte Symptome haben, kann ich sie so weiterhin per Videotelefonie betreuen.

Windelei: Und was hat sich im Kreißsaal geändert?

Cornelia: In meinem Kreißsaalarbeit ist es jetzt, dass nur noch eine genannte Person mit in den Kreißsaal und zu Besuch kommen darf. Das ist meist der Vater. Ich muss sagen, dass sich das bei uns sehr positiv auswirkt. Es tut den Frauen gut, da sie viel mehr Ruhe haben, um ihr Neugeborenes kennenzulernen. Außerdem entlastet uns das als Personal total, weil wir merken, dass wir deutlich weniger Diskussionen führen müssen zum Beispiel mit Leuten, die am liebsten schon direkt nach der Geburt in den Kreißsaal hinein wollen, um Mutter und Kind zu sehen. Und genau das fällt jetzt weg.

Die Väter dürfen bei der Geburt bei uns dabei sein und einmal am Tag für eine Stunde zu Besuch kommen. Die Familienzimmer bieten wir weiterhin an.

Ansonsten werden die Babys geboren wie immer. Wir haben auch nicht weniger zu tun, auch deshalb ist die Kreißsaalarbeit gleich geblieben. Dennoch muss ich betonen, dass auch für uns die Situation dynamisch ist. Das heißt wir passen uns immer wieder den eventuell neuen Regeln an. Zu Beginn eines jeden Dienstes gehört es für mich mittlerweile dazu, einmal zu schauen, wie die aktuellen Regelungen sind.

Windelei: Welche Sorgen haben die Frauen, die kurz vor der Geburt stehen derzeit? Wie gehst du damit um?

Cornelia: Die größte Angst der Frauen ist, dass die Partner nicht mit in den Kreißsaal dürfen. Da das ja bei uns gestattet ist, kann ich ihnen diese Angst schnell nehmen. Viele Schwangere haben auch Sorge sich selber zu infizieren. Meist besprechen wir diesen Umstand, sie sind selber gut informiert, schließlich sieht es bislang so aus, dass sie nicht zur Risikogruppe gehören. Ich nehme ihnen das ab, indem ich lange und in Ruhe mit ihnen über ihre Ängste rede und sie über die Sachebene versuche zu erreichen. Das funktioniert meist sehr gut.

Hebamme Cornelia
Hebamme Cornelia – ein Lächeln auch in schwierigen Zeiten

Windelei: Was stimmt dich positiv?

Cornelia: Was mich persönlich positiv bleiben lässt ist zum einen die Welle an Solidarität, die man jetzt erlebt. Ich bin selber Mama und habe meinen 1,5 jährigen Sohn, der genauso lacht und genauso Späße macht, wie sonst auch. Da sieht man einfach: Kinder zeigen einem worauf es ankommt. Die sind trotzdem fröhlich und freuen sich über den Sonnenschein und das lässt mich positiv bleiben. Genauso im Beruf: Die Eltern freuen sich riesig über ihr Kind und das ist einfach was Gutes in unserem Job. Das ist einfach schön zu sehen und hilft einem weiterzumachen.

Windelei: Was glaubst du, was sich persönlich ändern wird nach der Pandemie?

Cornelia: Ich erhoffe mir durch die Coronakrise, dass Berufe die jetzt als systemrelevant eingestuft werden, endlich auch einen Schub erhalten, was Bezahlung, was gesellschaftliche Anerkennung angeht. Sonst sind diese Berufe nur durch schlechte Bezahlung, schlechte Arbeitszeiten und damit nicht die tollsten Bedingungen in den Köpfen gewesen. Und vielleicht bleibt davon ja auch ein wenig hängen.

„Durch Corona gibt es keine äusserlichen Anreize, dass wir zu früh das Haus verlassen“

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Aus der Blog-Serie „Elternsein und Eltern werden in Coronazeiten“:

Ein Baby in die Welt setzen, gerade jetzt, wo die Welt Kopf steht. Was macht das mit einem? Wie lässt es sich aushalten? Wir haben uns in unserem Kundenkreis umgehört. Hier berichtet Markus S., seit 27.3.2020 Vierfachpapa, Berlin-Pankow:

Windelei: Viele Menschen leben gerade zwischen Panik, Freiheitsberaubung und Bekämpfung der Unwissenheit – und ihr bekommt ein Kind. Das Wunderbarste was jedem, der es sich wünscht, persönlich passieren kann. Wie empfindest du/ihr in dieser Zeit gerade?

Markus: Die Corona Zeit unterstützt uns in einem friedvollen Miteinander in der Familie. Seit Mitte März 2020 haben wir uns Schritt für Schritt immer mehr in unser eigenes “Nest” in Berlin zurückgezogen, einen gemeinsamen Rhythmus mit unseren drei Kindern (4, 8, 10 Jahre) zuhause gefunden und auf die Geburt vorbereitet. Anfänglich war vor allem ich als Papa noch sehr von den Corona-Hype-Nachrichten gefangen. Dies konnte ich langsam loslassen und die Bedürfnisse der Mutter und der Kinder kamen in den Vordergrund.
Am 27. März 2020 hat dann Johanna Veronika das Licht der Welt zu Hause erblickt. Auch Johanna kann die ruhige Zeit geniessen und durch Corona gibt es keine äusserlichen Anreize, dass wir zu früh das Haus oder Mama Miriam das Wochenbett verlässt.
Als Bewohner von Pankow ist die Zeit für uns im wahrsten Sinne des Wortes ruhig da wir fast keine Flugzeuge im Anflug auf Tegel mehr hören 🙂

Windelei: Wie durftest du als Papa die Geburt begleiten? Gab es spezielle Vorkehrungen was den Schutz vor Corona betrifft?

Markus: Wir hatten schon immer eine Hausgeburt geplant. Corona hatte dabei keinen Einfluss. Als Papa durfte ich ganz nahe bei der Geburt dabei sein und ich habe Johanna “aufgefangen” und abgenabelt. Ich war bei den letzten zwei Geburten auch sehr nah dabei. Doch wieder war es ein neues und sehr bewegendes Erlebnis. Es ist unglaublich zu sehen welche Leistung – sowohl körperlich als auch seelisch – eine Frau bei der Geburt vollbringt. Durch Hypnobirthing und “Die Friedliche Geburt” war es eine anstrengende aber ruhige und natürliche Geburt. Auch unsere drei ersten Kinder konnten direkt nach der Geburt dabei sein und das Wunder eines neuen Menschen sehen und spüren. Insgesamt ein sehr verbindendes und erdendes Erlebnis welches aus meiner Sicht sehr passend zu der aktuelle Corona-Zeit ist.

Windelei: Als moderne Nomaden sind euch homeschooling und kitafreie Erziehung sehr bekannt. Ihr habt schon drei weitere Kinder. Welche Tipps hast du, um mit so vielen Menschen auf kleinem Wohnraum miteinander klar zu kommen, Strukturen zu wahren und eventuell gesetzte Ziele mit den Kindern umzusetzen?

Markus: Als digitale Nomaden würde ich uns nicht bezeichnen. Miriam und die Kinder leben nicht in Deutschland um rechtlich erlaubt Freilerner zu sein. Natürlich arbeiten wir viel digital und sind viel unterwegs 🙂 Somit ist das ständige Zusammenleben von Eltern und Kinder “normal” für uns. Unser Ziel ist es unseren Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, Gemeinschaft zu leben und sie wo immer nötig zu untersützten. Jeder darf bei uns seine Bedürfnisse ausdrücken und wir suchen gemeinsam – meist am Frühstückstisch – nach den nötigen Schritten um diese zu erfüllen. Unsere Erfahrung zeigt, dass Regeln oder Tipps nur kurzfristig etwas bringen. Für das langfristige Zusammenleben braucht es ein achtsames Beobachten der kindlichen Bedürfnisse und das Schaffen einer dauerhaften eigenen (der Eltern) stressfreien und entspannten Grundhaltung. Ein paar unserer Ansätze haben wir in einem Blog zusammengefasst.
Nicht nur die Entscheidung für diesen Weg ist schwierig. Auch der Weg selber und das ständige Weiterentwickeln bringen viele Herausforderungen mit sich.Insgesamt fühlt sich der Weg für mich aber sehr stimmig und richtig an. Durch viel Ausprobieren, Lesen und Besuch von Seminaren haben wir uns einen umfangreichen Methodenkasten angeeignet. Das Fühlen der eigenen Gefühle und Emotionen steht dabei immer im Vordergrund. Seit 2010 teilen wir unsere Erfahrungen und Entwicklungen auch mit Familien die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen durch Seminare und Coaching.