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„Die größte Angst der Frauen ist, dass die Partner nicht mit in den Kreißsaal dürfen.“

ZZZ

Aus der Blog-Serie „Elternsein und Elternwerden in Coronazeiten“:

Traumberuf Hebamme: Babys in diese Welt hineinhelfen, Mütter und Eltern begleiten. Und jetzt: Abstand und gleichzeitig neue Ängste bei den Frauen besprechen. Wir haben uns in unserem Hebammenumfeld umgehört. Hier berichtet Hebamme Cornelia, besucht mal ihren Instagram-Account Frau Hebamme:

Windelei: Wie hat sich deine Arbeit verändert als freiberufiche Hebamme?

Cornelia: Meine Arbeit verändert sich derzeit extrem, unter anderem dürfen wir jetzt Telemedizin nutzen. Ich habe meinen Frauen eine Email geschrieben, dass sie sich einen bestimmten Videodienst herunterladen sollen, über den wir verschlüsselt in Kontakt bleiben können. Meine schwangeren Frauen versuche ich nach Möglichkeit nur noch darüber zu betreuen. Zum einen um mein persönliches Risiko zu minimieren, mich nicht anzustecken, zum anderen zum Schutz meiner Frauen, auch hier eine Weitergabe des Virus hier zu vermeiden. Meistens geht das auch, aber wenn ich merke, dass ein Treffen notwendig ist, weil ich einige Handgriffe an der Frau durchführen muss oder weil die Frauen bestimmte Therapien wie Kinesiotaping brauchen, fahre ich natürlich auch weiterhin raus.
Im frühen Wochenbett fahre ich natürlich zu meinen Frauen. Auch ihnen sage ich, dass sie Besuche stark einschränken sollen. Ich empfehle ihnen, dass nur noch die Eltern bei meinem Besuch anwesend sind und bitte 2m Abstand halten, wenn es möglich ist. Das geht natürlich nicht wenn ich die Mutter oder das Baby untersuche. Die Hygienevorschriften habe ich nochmal höher für mich selber gesetzt, als eh schonSo trage ich jetzt immer einen Mund-Nasen-Schutz beim Arbeiten und habe meine geliebte schöne Hebammentasche gegen eine leichter zu desinfizierende Plastikbox getauscht. 

Hebamme mit Mundschutz
Mit Mundschutz zur Mutter und Baby unterwegs

Wenn ich merke, dass nicht mehr so viele körperliche Untersuchungen notwendig sind, versuche ich auch die späten Wochenbetten auf Videotelefonie umzustellen. Außerdem habe ich allen meinen Frauen im Wochenbett gesagt, sie sollen sich eine Babywaage besorgen, weil ich auch für den Fall der Fälle, dass ich selber in Quarantäne muss, vorsorgen möchte. Sollte ich mich also infizieren, aber vielleicht nur leichte Symptome haben, kann ich sie so weiterhin per Videotelefonie betreuen.

Windelei: Und was hat sich im Kreißsaal geändert?

Cornelia: In meinem Kreißsaalarbeit ist es jetzt, dass nur noch eine genannte Person mit in den Kreißsaal und zu Besuch kommen darf. Das ist meist der Vater. Ich muss sagen, dass sich das bei uns sehr positiv auswirkt. Es tut den Frauen gut, da sie viel mehr Ruhe haben, um ihr Neugeborenes kennenzulernen. Außerdem entlastet uns das als Personal total, weil wir merken, dass wir deutlich weniger Diskussionen führen müssen zum Beispiel mit Leuten, die am liebsten schon direkt nach der Geburt in den Kreißsaal hinein wollen, um Mutter und Kind zu sehen. Und genau das fällt jetzt weg.

Die Väter dürfen bei der Geburt bei uns dabei sein und einmal am Tag für eine Stunde zu Besuch kommen. Die Familienzimmer bieten wir weiterhin an.

Ansonsten werden die Babys geboren wie immer. Wir haben auch nicht weniger zu tun, auch deshalb ist die Kreißsaalarbeit gleich geblieben. Dennoch muss ich betonen, dass auch für uns die Situation dynamisch ist. Das heißt wir passen uns immer wieder den eventuell neuen Regeln an. Zu Beginn eines jeden Dienstes gehört es für mich mittlerweile dazu, einmal zu schauen, wie die aktuellen Regelungen sind.

Windelei: Welche Sorgen haben die Frauen, die kurz vor der Geburt stehen derzeit? Wie gehst du damit um?

Cornelia: Die größte Angst der Frauen ist, dass die Partner nicht mit in den Kreißsaal dürfen. Da das ja bei uns gestattet ist, kann ich ihnen diese Angst schnell nehmen. Viele Schwangere haben auch Sorge sich selber zu infizieren. Meist besprechen wir diesen Umstand, sie sind selber gut informiert, schließlich sieht es bislang so aus, dass sie nicht zur Risikogruppe gehören. Ich nehme ihnen das ab, indem ich lange und in Ruhe mit ihnen über ihre Ängste rede und sie über die Sachebene versuche zu erreichen. Das funktioniert meist sehr gut.

Hebamme Cornelia
Hebamme Cornelia – ein Lächeln auch in schwierigen Zeiten

Windelei: Was stimmt dich positiv?

Cornelia: Was mich persönlich positiv bleiben lässt ist zum einen die Welle an Solidarität, die man jetzt erlebt. Ich bin selber Mama und habe meinen 1,5 jährigen Sohn, der genauso lacht und genauso Späße macht, wie sonst auch. Da sieht man einfach: Kinder zeigen einem worauf es ankommt. Die sind trotzdem fröhlich und freuen sich über den Sonnenschein und das lässt mich positiv bleiben. Genauso im Beruf: Die Eltern freuen sich riesig über ihr Kind und das ist einfach was Gutes in unserem Job. Das ist einfach schön zu sehen und hilft einem weiterzumachen.

Windelei: Was glaubst du, was sich persönlich ändern wird nach der Pandemie?

Cornelia: Ich erhoffe mir durch die Coronakrise, dass Berufe die jetzt als systemrelevant eingestuft werden, endlich auch einen Schub erhalten, was Bezahlung, was gesellschaftliche Anerkennung angeht. Sonst sind diese Berufe nur durch schlechte Bezahlung, schlechte Arbeitszeiten und damit nicht die tollsten Bedingungen in den Köpfen gewesen. Und vielleicht bleibt davon ja auch ein wenig hängen.