Sonja

Berlin

Franzi

München

„Ich kann eine Stunde Sport machen – ein Luxus, den ich vorher nicht hatte“

ZZZ

Aus der Blog-Serie „Elternsein und -werden in Coronazeiten“:

Wie fühlt sich das Leben einer Familie mit Baby in dieser Corona-Zeit an? Welche Auswirkungen hat der Virus auf ihr Leben? Wie bekommen sie Kind, Beruf und Social Distancing organisiert? Wir haben uns in unserem Kundenkreis umgehört. Hier berichtet Christiane., Mama von sechs Monate altem Sohn aus Berlin-Köpenick.

Windelei: Eine neue Zeit lässt die Welt scheinbar stillstehen. Was hat sich mit dem Kontaktverbot und Social Distancing bei euch in der Familie geändert?

Christiane: Wir geniessen, dass jetzt auch der Papa zuhause ist. Obwohl er im Homeoffice sehr diszipliniert arbeitet, haben wir trotzdem mehr Zeit früeinander, jeden Tag ein gemeinsames Mittagessen und ich kann um 17.00 eine Stunde Sport machen – ein Luxus den ich vorher nicht hatte. Natürlich  sind die Babykurse und Mami-Treffs weggefallen, dafür sind mein Sohn und ich wieder sehr viel im Wald unterwegs. Das erinnert mich sehr an die allerserste Zeit nach dem Wochenbett. Auch kulinarisch hat sich einiges geändert: Wir bzw. ich koche täglich 2 mal frisch und probiere viele neue Rezepte aus, das macht uns allen richtig Spaß. Eingekauft wird nur noch alle 5-6 Tage, d.h. das Wochenmenü muss gut geplant werden.

Windelei: Gib uns einen kleinen Einblick in den Alltag mit deinem Kind. Wie verbringt ihr euren Tag?

Christiane: Wir stehen gegen 8 Uhr auf, ich mache mich und meinen Sohn fertig. Nach einem schnellen Obstsalat geht es mindstens eine Stunde in den Wald, denn der Vormittagsschlaf steht an und morgens sind noch nicht so viele Leute spazieren. Dann spielt mein Sohn ein bisschen auf seiner Matte/ unter seinem Spielbogen und ich koche Mittagessen. Nach dem gemeinsamen Essen gibt es einen Mittagsschlaf von ca. 1 h, danach wird gespielt und gekuschelt. 1 Mal in der Woche heize ich die Wohnung schön warm und wir machen PEKIP zuhause oder Babymassage. Um 17 Uhr ziehe ich mich für meinen Sport zurück, danach kochen und essen wir zusammen. Dann wird unser Sohn „bettfertig“ gemacht und wir haben noch 1-2 h für uns, bevor wir auch schalfen gehen.

Windelei: Wieviele Gedanken machst du dir um eure nahe und ferne Zukunft und speziell die deines Kindes. Hat sich da etwas geändert, seitdem Corona bei uns angekommen ist?

Christiane: Ich mache mir ein wenig Sorgen um meine berufliche Zukunft, da meine Branche immer sehr unter Wirtschaftskrisen leidet. Ansonsten versuche ich aktuelle Entscheidungen nicht von Dingen, die eventuell in der Zukunft passieren werden, beeinflussen zu lassen und mit meiner Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu bleiben. Bezogen auf unseren Sohn mache ich mir keine Sorgen.

Windelei: Was lässt dich positiv nach vorne schauen?

Christiane: Ich glaube sehr daran, dass diese Virus-Krise und noch weitere Ereignisse einen neuen Zeitabschnitt einläuten, in dem wir alle wieder ein bisschen zu uns kommen, uns auf unsere eigentlichen Skills und Wünsche besinnen, von unnötigen Konsum Abstand halten und den Egoismus in den Keller sperren.

Schauen wir in die Zukunft

ZZZ

So, wir sind vollgestopft mit Corona-Gedanken. Oder mit den Gedanken, wie man Corona wenigstens für eine Minute aus dem Kopf kriegt.

Aus dem Abwarten in Aktion kommen

Wir liefern weiter aus. Wir waschen weiterhin für unsere Kunden. Mit noch mehr Akribie achten wir auf alle gebotenen Sicherheitsvorkehrungen von Desinfektion bis Sicherheitsabstand, geschlossenen Türen beim Windeltausch und den RKI- Hygienevorschriften zum Waschen der Windeln. Nichtsdestotrotz haben auch wir die Unsicherheit die uns alle ergriff, zu spüren bekommen. Neukunden sagten Termine wieder ab, weil sie aufs Land flüchteten, andere meldeten sich nur zögerlich zurück. Für alle haben wir größtes Verständnis! Es ist ruhiger geworden insgesamt.

Aus der Starre wieder den Blick nach vorne richten

Woran wir fest glauben ist, dass wir alle bald wieder in Aktion kommen werden. Wir waren 3 Wochen in Abwartestarre „Wie weit geht die Eskalation zur Sozialen Abschottung?“. Nun sind wir bei der für uns alle sehr krassen Form von Zweierkonstellation und Kleinstfamilienzusammensein angekommen – wir können uns hier mit unserem Verhalten einrichten so langsam. Uns eine neue Sicherheit in der großen Unsicherheit schaffen. Das ermöglicht auch den Blick wieder nach vorne zu richten. Pläne zu schmieden, nicht wissend, wie lange diese Einschränkung bestehen bleibt, aber absolut wissend, dass es irgendwann nur wieder besser werden kann.

Unsere Situation, unser Blick nach vorne

Sonja: „Ich habe es an mir selber gemerkt. Stornierung diverser Aktionen wie Urlaub, Zugfahrten und dann die Kitaschließung. Uff, harte Sache. Ich richte mich darin ein. Ich vermisse vieles, wie wir alle vermutlich. Heute habe ich eine Nachbarin im Park getroffen. Wir haben gequatscht inklusive Abstand, wissend, dass alle anderen uns zuhören können. Irgendwie geht es also. Ich richte mich ein, anders gesagt. Aber: Ich schaue auch nach vorne mittlerweile. Die Entschleunigung tut uns gut. Ich liebe es, wenn neue Wege gefunden werden – und davon wird es bald sehr viele geben!“

Franziska: „Diese Woche habe ich beim Ausliefern der Windeln eine wirklich herzzerreißende Szene miterlebt: Eine Mama mit ihrer Tochter im Grundschulalter stand vor dem Balkon des Schulfreundes. Sie sangen lauthals „Happy Birthday“ für ihn und stellten anschließend sein Geburtstagsgeschenk vor der Tür ab. Zum einen war die Situation natürlich wunderschön, andererseits musste ich später im Auto ein paar Tränen vergießen. Ich glaube, das zeigt ganz gut die Zerrissenheit, in der wir gerade stecken, und wie emotional fordernd diese Zeit für uns ist. Ich bin gespannt, wie wir später einmal darauf zurückschauen werden.“