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„Durch Corona gibt es keine äusserlichen Anreize, dass wir zu früh das Haus verlassen“

ZZZ

Aus der Blog-Serie „Elternsein und Eltern werden in Coronazeiten“:

Ein Baby in die Welt setzen, gerade jetzt, wo die Welt Kopf steht. Was macht das mit einem? Wie lässt es sich aushalten? Wir haben uns in unserem Kundenkreis umgehört. Hier berichtet Markus S., seit 27.3.2020 Vierfachpapa, Berlin-Pankow:

Windelei: Viele Menschen leben gerade zwischen Panik, Freiheitsberaubung und Bekämpfung der Unwissenheit – und ihr bekommt ein Kind. Das Wunderbarste was jedem, der es sich wünscht, persönlich passieren kann. Wie empfindest du/ihr in dieser Zeit gerade?

Markus: Die Corona Zeit unterstützt uns in einem friedvollen Miteinander in der Familie. Seit Mitte März 2020 haben wir uns Schritt für Schritt immer mehr in unser eigenes “Nest” in Berlin zurückgezogen, einen gemeinsamen Rhythmus mit unseren drei Kindern (4, 8, 10 Jahre) zuhause gefunden und auf die Geburt vorbereitet. Anfänglich war vor allem ich als Papa noch sehr von den Corona-Hype-Nachrichten gefangen. Dies konnte ich langsam loslassen und die Bedürfnisse der Mutter und der Kinder kamen in den Vordergrund.
Am 27. März 2020 hat dann Johanna Veronika das Licht der Welt zu Hause erblickt. Auch Johanna kann die ruhige Zeit geniessen und durch Corona gibt es keine äusserlichen Anreize, dass wir zu früh das Haus oder Mama Miriam das Wochenbett verlässt.
Als Bewohner von Pankow ist die Zeit für uns im wahrsten Sinne des Wortes ruhig da wir fast keine Flugzeuge im Anflug auf Tegel mehr hören 🙂

Windelei: Wie durftest du als Papa die Geburt begleiten? Gab es spezielle Vorkehrungen was den Schutz vor Corona betrifft?

Markus: Wir hatten schon immer eine Hausgeburt geplant. Corona hatte dabei keinen Einfluss. Als Papa durfte ich ganz nahe bei der Geburt dabei sein und ich habe Johanna “aufgefangen” und abgenabelt. Ich war bei den letzten zwei Geburten auch sehr nah dabei. Doch wieder war es ein neues und sehr bewegendes Erlebnis. Es ist unglaublich zu sehen welche Leistung – sowohl körperlich als auch seelisch – eine Frau bei der Geburt vollbringt. Durch Hypnobirthing und “Die Friedliche Geburt” war es eine anstrengende aber ruhige und natürliche Geburt. Auch unsere drei ersten Kinder konnten direkt nach der Geburt dabei sein und das Wunder eines neuen Menschen sehen und spüren. Insgesamt ein sehr verbindendes und erdendes Erlebnis welches aus meiner Sicht sehr passend zu der aktuelle Corona-Zeit ist.

Windelei: Als moderne Nomaden sind euch homeschooling und kitafreie Erziehung sehr bekannt. Ihr habt schon drei weitere Kinder. Welche Tipps hast du, um mit so vielen Menschen auf kleinem Wohnraum miteinander klar zu kommen, Strukturen zu wahren und eventuell gesetzte Ziele mit den Kindern umzusetzen?

Markus: Als digitale Nomaden würde ich uns nicht bezeichnen. Miriam und die Kinder leben nicht in Deutschland um rechtlich erlaubt Freilerner zu sein. Natürlich arbeiten wir viel digital und sind viel unterwegs 🙂 Somit ist das ständige Zusammenleben von Eltern und Kinder “normal” für uns. Unser Ziel ist es unseren Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, Gemeinschaft zu leben und sie wo immer nötig zu untersützten. Jeder darf bei uns seine Bedürfnisse ausdrücken und wir suchen gemeinsam – meist am Frühstückstisch – nach den nötigen Schritten um diese zu erfüllen. Unsere Erfahrung zeigt, dass Regeln oder Tipps nur kurzfristig etwas bringen. Für das langfristige Zusammenleben braucht es ein achtsames Beobachten der kindlichen Bedürfnisse und das Schaffen einer dauerhaften eigenen (der Eltern) stressfreien und entspannten Grundhaltung. Ein paar unserer Ansätze haben wir in einem Blog zusammengefasst.
Nicht nur die Entscheidung für diesen Weg ist schwierig. Auch der Weg selber und das ständige Weiterentwickeln bringen viele Herausforderungen mit sich.Insgesamt fühlt sich der Weg für mich aber sehr stimmig und richtig an. Durch viel Ausprobieren, Lesen und Besuch von Seminaren haben wir uns einen umfangreichen Methodenkasten angeeignet. Das Fühlen der eigenen Gefühle und Emotionen steht dabei immer im Vordergrund. Seit 2010 teilen wir unsere Erfahrungen und Entwicklungen auch mit Familien die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen durch Seminare und Coaching.