Oft werden wir gefragt, wie wir das Unternehmerinnentum mit dem Mamasein verbinden können. Tatsächlich klappt alles mit einer gewissen Organisation ganz gut, aber: alles kommt an seine Grenzen, wovon wir weiter unten berichten. Aber nicht nur wir haben unsere kleinen bis mittelschweren Sorgen. Auch unsere Kundinnen und Kunden teilen sich uns mit.
Kleine Kinder kleine Sorgen?
Vermutlich ist das Alter der Kinder piepsegal, denn fast jede Art von Sorge wird mit dem mulmigen Gefühl der Unwissenheit und damit einhergehend der Unkontrollierbarkeit des Grundes für die schwere ums Herz zu einer großen Sorge.
Beispiele aus unserer Kundschaft:
- Bei einer Kundin war das Kind nach drei Monaten jetzt soweit, dass es die Umwelt bewusster wahrnahm. Ein sehr normaler Vorgang. Damit war die Planbarkeit des Tages hinüber, auch weil die Tochter viel mehr weinte – und das eben nicht, weil sie die Brust verlangte. Viele Fragezeichen und ein stetes Dasein blieben. Die Kundin wusste also was los war bzw. konnte es sich vorstellen. Trotzdem war es herzzerreißend und natürlich sorgevoll, wenn das kleine Baby einfach nicht aufhören wollte zu weinen.
- Ein Kunde ist als Papa in Elternzeit regelmäßig Prüfungen unterlegen. Geht er mit seiner Tochter raus, „kümmern“ sich viele fremde Menschen um das Wohlbefinden der einjährigen Tochter im Kinderwagen. Papasein wird nicht so richtig als seriös wahrgenommen und sie müssen einen Weg für sich finden mit den vielen Einmischungen und unausgesprochenen Vorwürfen klarzukommen, auch er. Er machte sich also an vielen Stellen eingeredete Sorgen, die ihm den Alltag mit seiner Tochter erschwerten und ihn teilweise zuhause bleiben ließen.
- Die nächste Kundin hat mit ihren Zwillingen die Beikost begonnen. Sie übt sich in BLW (Baby Led Weaning), was bislang gut klappt. Jedoch bei der letzten Brotkruste hat eine Tochter zuviel abgeknabbert und sich sehr verschluckt. Panikartige Sorgen machen sich da sofort breit. Jetzt gibt es erst einmal keine Brotkruste mehr, dafür mehr weichgekochte Birne.
- Bei der nächsten Kundin sind die beiden älteren Brüder vom kleinen Babymädchen nicht gut aufeinander zu sprechen gewesen. Es flogen immer wieder die Fetzen während des Beratungsbesuchs. Beim zweiten Besuch und dem Tausch der Windeln berichtete die Kundin, dass sich die Jungs ausgesprochen gut benähmen, dafür war die Kleine fast nur am Weinen an dem Tag ohne das irgendwer gewusst hat, warum. Stress und Sorgen sind da auch keine gute Mischung.
Sorgen teilen ist ein wichtiger Baustein bei unseren Besuchen
All diese Geschichten fühlen sich lapidar für die Eltern an, wenn sie sie erzählen. Als wären sie nicht fähig schon die kleinsten Stürme im Wohlbefinden des Kindes nicht gemanagt zu bekommen. Aber das sind sie nicht. Die Sorgen fühlen sich in diesem Augenblick riesig an, tatsächlich kaum zu bewältigen. Und man sollte sie nicht einfach abtun, sondern annehmen als Sorge, wissend, dass es zwar Schlimmeres geben kann, aber auch, dass es dem Kind auch besser gehen könnte.
Wir kommen wöchentlich vorbei. Erfreuen uns an jedem Wachstum, jedem Lächeln von Eltern und Kind. Wir sind da bei Fragen, aber erst recht auch, wenn man mal genervt ist, nicht weiterweiß, einfach mal kurz die anstehende Sorge teilen will. Sie wird damit nicht kleiner, aber meist rückt sie an die richtige Stelle in der Bewertung: Uns geht es gut, alles halb so schlimm, morgen wird wieder alles anders sein. Wir merken richtig, dass ein „Oh ja, das kenne ich.“ Viele Sorgenfalten glättet, oft helfen die ausgesprochenen Worte der Kunden sich an- und ernstgenommen zu fühlen. Manchmal haben wir als Mamas auch einen Ratschlag oder einen Tipp aus dem großen Universum all der von uns unternommenen Versuche zur Beruhigung oder Organisation des Kindes. Aber das ist meist schon nachrangig und erfährt erst dann Bedeutung, wenn die Sorge platziert wurde.
Unternehmertum in sorgenreichen Zeiten
Diese Woche ist es für Franziska und Sonja recht schwierig alles unter einen Hut zu packen, trotz guter Organisation:
Sonja: „In der Kita meines Sohnes ist eine Rattenplage eingefallen. Mein Sohn nennt es zwar nett „die Mäuschen haben überall Kaka gemacht“, aber die Realität sieht schlimmer aus. Das Gesundheitsamt hat die Kita geschlossen, der Kammerjäger ist unterwegs und bei der Suche nach dem Eintrittsloch der unwillkommenen Gäste wurde nun festgestellt, dass in der Küche hinter der Spüle ein großes Loch in der Wand und dem Boden klafft. Nicht nur, dass die komplette Kita desinfiziert werden muss, auch die Küche muss rausgenommen werden, das Loch zugemauert und zugegossen werden und dann wieder alles an Ort und Stelle gebracht. Das Gesundheitsamt muss dann noch eine Abnahme durchführen. Etwas Glück im Unglück haben wir. Der Träger unserer Kita musste die kleine Gruppe an Kindern nicht sprengen und auf andere Kindergärten verteilen, sie konnten zusammenbleiben. Aber: Die Übergangsräumlichkeiten, die zwar top zum Spielen sind, sind circa 30 Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Ich verliere so jeden Tag locker eine Stunde Arbeitszeit, um meinen Sohn in die Kita zu bringen und wieder abzuholen. Vorher waren es kaum zehn Minuten. Und natürlich: Genau jetzt macht der Motor an meinem Lastenrad Probleme. Wer mich demnächst nicht wiedererkennt: das liegt an den seeehr massiv trainierten Oberschenkeln. Wie ich die Situation derzeit löse: mit Nachtarbeit. Ich habe nur Bedenken, dass die Übergangslösung länger bestehen bleibt, als uns allen, also auch den Erziehern, lieb ist. Danke fürs Lesen meiner Sorge!“
Franziska: „Bei uns war diese Woche Kranken-Notprogramm angesagt. Bisher sind wir in diesem sogenannten Winter verschont geblieben, aber jetzt hat es meinen Sohn so richtig erwischt. Da musste die Oma einspringen und wir Eltern haben uns die restliche Betreuungszeit untereinander aufgeteilt. So gesehen befinden wir uns in einer echten Luxussituation, denn viele andere Familien haben diese Möglichkeit nicht. Eine Herausforderung ist es dennoch, wenn der Alltag durcheinandergewirbelt wird. Nächste Woche fahren wir hier hoffentlich wieder Normalprogramm.“